Treffpunkt Agora

 

 

Region

 

Das Basler Verkehrsnetz verbindet den städtischen Teil Basels mit seinen vielen Vororten. Von Riehen im Norden, bis in das südlich von Basel gelegene Therwil, verlaufen als Hauptverkehrsadern in Nord-Süd-Richtung die Haupt- und die Baslerstrasse durch die Gemeinde Binningen. Binningen ist somit „Durchfahrtsort“ mit einem auffallend verkehrsbetonten Aufbau der Stadt.

 

Ausschreibung

 

Den Einwohnern Binningens fehlt ein verkehrsfreies Zentrum, dass den Menschen als Versammlungsort mit Aufenthaltsqualität dient, um zur Autonomie der Gemeinde und zur Identitätsbildung der Bürger beizutragen. Dieses Zentrum soll eine Schule, eine Kindertagesstätte, eine Sporthalle und ein Fussballfeld beinhalten. Des Weiteren soll ein Gemeindeplatz als öffentliche Begegnungsstätte und zur Abhaltung des Wochenmarktes innerhalb dieses Zentrums entstehen.

 

 

Das Quartier und das Baugrundstück

 

Das Planungsareal liegt zwischen den für den Grossraum von Basel bedeutsamen o.g. Verkehrsadern, nämlich der Hauptstrasse im Westen sowie der Baslerstrasse im Osten.

Das hohe Verkehrsaufkommen an diesen Strassenzügen wird als Potenzial für die weitere Quartiersplanung bewertet. Die im Süden des Areals angrenzende Postgasse, die die Haupt- und Baslerstrasse miteinander verbindet, kann allerdings dem hohen Verkehrsaufkommen derzeit nicht gerecht werden. Eine entsprechende Aufwertung dieser Verbindungsstrasse ist daher sowohl verkehrstechnisch als auch in seiner öffentlichen Wirkung zu empfehlen. Das Baugrundstück ist des Weiteren über die Curt-Goetz-Strasse, einer der Postgasse im Norden gegenüberliegenden Sackgasse, erreichbar. Die Höhendifferenz des Baugrundstücks zwischen Haupt- und Baslerstrasse beträgt ca. 10 Höhenmeter.

 

 

Bauziel

 

Ziel des vorliegenden Entwurfes ist es, einen repräsentativen Gebäudekomplex zu erschaffen, welcher den Anforderungen der Lehre, des Spielens und der sportlichen Betätigung gerecht wird, ohne den öffentlich nutzbaren Raum zu benachteiligen. Durch eine kompakte Bauweise ist eine Dichte zu erzeugen, welche den o.g. Höhenunterschied des Baugrundes architektonisch fliessend überwindet, um über gezielte räumliche Reibungspunkte, den menschlichen Austausch zu fördern.

In seiner architektonischen Gestaltung nimmt der Entwurf in seinen Proportionen sowohl auf den dörflichen Charakter Binningens als auch auf die Nachbargebäude sensible Rücksicht.

 

Im Fokus des Konzeptes steht die baulich zu harmonisierende Ausbalancierung der Lehrgebäude und des öffentlich nutzbaren Raumes als Ort des Austausches und der Begegnung. Der Bauentwurf nimmt den Gedanken der griechischen Antike in seiner Entstehung der Demokratie durch die Integrierung von Kolonnaden (= ein durch Säulen überdachter Zugangsweg) und einer Agora (= Versammlungsplatz) auf.

 

Durch die Anordnung der drei Hauptgebäude ( Kindergarten und Schulgebäude), des Sportplatzes und der sich unter dem Sportplatz befindenden Sporthalle werden Zwischenräume geschaffen, die als Vorplätze und Plätze genutzt werden können und über die Kolonnaden miteinander verbunden sind. Als Vorbild wurde die Stoa in Athen herangezogen. Die überdachten Kolonnaden können zum Teil als Aussenräume (zum Beispiel für Marktstände) genutzt werden.

 

 

Entwurf

 

Zur Überwindung der Höhendifferenz des Planungsareals sind unterschiedliche Höhenniveaus vorgesehen. Es entstehen somit drei terrassierte Ebenen. Wie ein mit dem Leben wachsender Mensch befindet sich, metaphorisch gesehen, auf der untersten Ebene das erste Gebäude des Kindergarten. Auf der nächsthöheren Ebene liegt das Gebäude der Kindertagesstätte mit dem Sportplatz. Unter dem Sportplatz befindet sich die Sporthalle, die das Sonnenlicht über zwischen den beiden unteren Terrassen liegenden Fenstern empfangen kann. Auf dem obersten Niveau ist ein Marktplatz vorgesehen, der das Schulgebäude auf zwei statisch wirkenden Sockeln trägt. Der Marktplatz ist somit vom Schulgebäude überdacht. Innerhalb dieser Sockel befinden sich die Treppenhäuser mit den Aufzügen für das 4 Stockwerke umfassende Schulgebäude („Marktplatz-Ebene“ nicht mitgezählt).

 

Der Besucher gelangt über die bis an die Postgasse bzw. an die Curt-Goetz-Strasse grenzenden Kolonnaden ins Innere des Gemeindezentrums auf die Höhenebene des Marktplatzes unter dem Schulgebäude. Über diese Haupteingänge ist der Besucher durch die Kolonnaden vor Witterungseinflüssen geschützt.

Gleichzeitig bietet sich ihm die Möglichkeit, halböffentliche Bereiche zu betreten und Einblicke in die öffentlichen Bereiche zu nehmen. Diese einladende Geste gibt den Besuchern einerseits das Gefühl, in den Baukomplex integriert zu werden, andererseits bewirken diese Zugangswege zwangsläufig eine Begegnung zwischen den Besuchern der öffentlichen Räume und den Besuchern der Schule. Die Begegnungs- und Versammlungsmöglichkeiten werden durch den freien Zugang zu Vorplätzen bereichert und gipfeln in dem sich unter der Schule befindenden Marktplatz. Hier entsteht bewusst ein kompakter, räumlich klar definierter Platz, welcher multifunktional genutzt werden kann, sei es als Markt-, Versammlungs- und Festplatz, oder auch als Fahrradabstellbereich. Hierin ist die Assoziation zur griechischen Antike begründet, indem das Bauvorhaben eine Agora (= Versammlungsort) entstehen lässt, der dem Austausch und der Identitätsstiftung der Gemeinde dienlich sein soll.

 

Die verschiedenen Höhenniveaus sind im Aussenbereich über Treppen miteinander verbunden. Gehbehinderte können über Liftanlagen im Innenbereich der Gebäude die verschiedenen Ebenen problemlos erreichen. Die zwei Gebäude des Kindergarten sind baulich miteinander verbunden und innerhalb der Gebäude über Treppen und Liftanlagen wechselseitig zu erreichen. Das Flachdach des kleineren Gebäudes kann gleichermassen von Kindern als auch als Zuschauerbereich für den Sportplatz genutzt werden. Die sich unter dem Sportplatz befindende Sporthalle ist über Treppen und Liftanlagen von der Kolonnade der Curt-Goetz-Strasse aus zugänglich. Tribünenartige Treppen derselben Kolonnade sind auf den Sportplatz ausgerichtet.

 

Materialien/ Konstruktion

 

Gewählt wird eine Stahlbetonkonstruktion mit zweischaliger, hinterlüfteter Fassade. Das Fassadenmaterial orientiert sich an der Gestaltung der umliegenden Gebäude und greift deren Fassadenfarbe auf. Auffällig sind im Schulgebäude „massive Bereiche“ (Klassenräume), die von Verkehrsflächen umschlossen sind. Die diagonal platzierten Erschliessungskerne (Treppenhaus und Lift) steifen die Gebäudestruktur aus und dienen zusätzlich der geforderten Erdbebensicherheit. Ähnlich wie in der städtebaulichen Außenraumgestaltung entstehen im Innenraum durch die Erweiterung von Verkehrsflächen Plätze mit Aufenthaltsqualitäten.

 

Die Flachdächer der Gebäude bieten genug Platz für Photovoltaik Paneele. Die Heizanlage wird mittels Erdsonden mit Warmwasser versorgt.

 

 

Entwässerung/ Meteor-Wasser

 

Das Meteorwasser der Platzflächen wird weitestgehend in die Baumgruppen entwässert und vom sickerfähigen Baumsubstrat aufgenommen, so dass die Bäume später davon profitieren.

Der Platz vor der Aula ist unterkellert respektive liegt auf dem Dach der Einstellhalle. Die Fläche wird daher in die Kanalisation entwässert.

 

 

Sonnenenergie:

 

Die extensiv begrünte Dachfläche der Kolonnade kann für eine Erweiterung der geplanten Photovoltaikpanel-Flächen genutzt werden, wenn sich das System auf dem Dach der Aula bewährt hat.

 

 

Belag

 

Als Belag wird ein heller, schlichter Plattenbelag vorgesehen. Ein Fugenbild quer zur Hauptbewegungsrichtung „entschleunigt“ die Situation optisch, der Fokus wird auf das Ankommen und Verweilen gelenkt. ( das längliche Rechteckformat nimmt das Thema der Neubau-Fassade auf). Dunkel abgesetzte Bänder untergliedern den Platz und betonen das quer ausgerichtete Fugenraster.

 

Durch das einfache Verlegen in Splitt bleiben die Fugen sickerfähig, sie können und sollen von Pflanzen besiedelt werden. Mit der Zeit zeichnet der Bewuchs die Bewegungsmuster auf dem Areal ab.

Ein Plattenbelag ist reparaturfreundlich, spätere Eingriffe in den Platz sind kein Problem, anders als bei Gussbelägen. Auch ist die Erwärmung deutlich geringer als bei einem Asphalt.

Die Verzahnung der Platten mit den Grünflächen widerspiegelt zudem einen fliessend und homogen gestalteten Aussenraum und ermöglicht unterschiedlichste Aufenthaltsqualitäten für alle Altersgruppen.

 

 

Bäume

 

Hochstämmige Baumgruppen gliedern den Platz und fassen die Schulgebäude ein. Sie werden in Gruppen gesetzt, dank Baumsubstrat ist die Oberfläche rund um die Stammfüsse belastbar und wird mit einem kräuterreichen Schotterrasen begrünt.

Die etwas raue Oberfläche unter den Bäumen lenkt den Fussgängerstrom. Die Hochstämmergruppen sind durchlässig und dienen den Jugendlichen und Kindern als Spielgelegenheit.

Die Gruppierung der Bäume ergibt relativ grosse Wurzelvxolumina, so dass ihre Entwicklungschancen erhöht sind.

 

Die standortgerechten, robusten, eher mittelgrossen Baumarten sowie Sträucher passen zum dörflichen Kontext und sind zum grösseren Teil einheimisch. Für die Baumgruppen werden Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia), und Feldahorn (Acer campestre) verwendet. Vor dem Margarethenschulhaus setzen zwei grösser werdende Winterlinden (Tilia cordata) einen Akzent. Die Strauchgruppen vor dem Aula-Eingang bestehen aus „Tierliebaum“, d.h. Kornelkirsche (Cornus mas) Felsenbirne (Amelanchier ovalis) und Zwerg-Purpurweide (Salix purpurea Nana).

 

 

Spielflächen Kindergarten

 

Um einerseits für die Jüngsten einen geschützten Bereich zu bieten und andererseits den Campus für Passanten nicht mit Zäunen zu versperren, wird die Dachterrasse des Kindergartens als Spielbereich respektive als Aufenthaltsfläche angelegt. Die Sandflächen werden teilweise mit Sonnensegeln schattiert. Für ausgedehnte Ausflüge stehen der Campus und der angrenzende Bach zur Verfügung.